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Das 1. Westfälische Pionier-Bataillon Nr. 7


Die preußische Armee verfügte im Jahre 1810 über drei Festungs-Pionier-Kompanien (die preußische, brandenburgische und schlesische). Jede hatte für den napoleonischen Russlandfeldzug eine Feld-Pionier-Kompanie aufzustellen.

Entstehung des westfälischen Pionier-Bataillons Nr. 7

1812 (März): Aufstellung der 3. Feld-Pionier-Kompanie durch die Schlesische Festungs-Pionier-Kompanie, Brückenschlag über die Memel bei Tilsit am 23. Juni 1812, Ausbau der Befestigung von Memel und (wahrscheinlich) Mittau.

1813: Arbeiten an der Festung Landsberg a.d. Warthe (Frühjahr), nach der Erhebung Preußens gegen Napoleon: Belagerungen von Torgau und  Wittenberg (bis Januar 1814) unter starken Verlusten.

1815: Wiederherstellungsarbeiten Festung Magdeburg, dann mit dem Bülowschen Korps unter der Armee Blüchers nach Frankreich. Während der Okkupationszeit verbleibt die Kompanie in Frankreich.

Aufgrund des Bedarfs beim Vormarsch wurden bereits 1813 aus den vorhandenen Festungs-Pionier-Kompanien vier weitere Feld-Pionier-Kompanien aufgestellt. 1815 dann noch einmal die 8. und 9. Feld-Pionier-Kompanie (Neuaufstellung in Madgeburg).

1816: 8. Feld-Pionier-Kompanie: Standorte Luxemburg und Saarlouis.

1816: Mit AKO vom 27. März 1816 wurde die Zusammenfassung der Feld-Pionier-Kompanien zu Pionier-Abteilungen angeordnet. Aus den bisherigen selbstständigen Feld-Pionier-Kompanien 3. und 8. wird die 7. Pionier-Abteilung aufgestellt. Die Teileinheiten verbleiben zunächst an den alten Standorten.

Einladung zur Hundertjahrfeier des westfälischen Pionier-Bataillons Nr.7 am 27.März 1916

1817 (bis April): 3. Feld-Pionier-Kompanie: Okkupationszeit in Montmedy und Sedan, danach Standort Koblenz (Festung Ehrenbreitstein).

1820: Zuweisung Feste Ehrenbreitstein als gemeinsame Garnison der ehemals 3. und 8. Feld-Pionier-Kompanien - nunmehr als 1. und 2. Kompanie der 7. Pionier-Abteilung.

1832: Mobilmachung wg. frz.Revolution, mit dem Beobachtungskorps nach Wesel bis Frühjahr 1833.

1833 (Oktober): Neuer Standort Köln.

1849: Feldzug gegen Baden, Gefechte bei Rinnthal und Ladenburg (I. Detachement), Belagerung von Raststatt (II. Detachement), sowie Zerstörung der Brücke über die Murg bei Rheinau durch Hauptmann Fischer, einen Unteroffizier und sechs Pioniere (hierfür erfolgten folgende Auszeichnungen: 1 Roter Adler Orden IV. Klasse mit Schwertern, 7 Militärehrenzeichen 2. Klasse).

1850: Mobilmachung aufgrund der politischen Unruhen im Kurfürstentum Hessen, kein Ausmarsch, Demobilmachung 1851.

1856: Mobilmachung aufgrund der revolutionären Bewegung im Kanton Neuenburg, kein Ausmarsch, Demobilmachung Anfang 1857.

1859: Im Zuge der Mobilmachung von Teilen der preußischen Arme für den italienischen Feldzug (Sardinischer Krieg oder 2. italienischer Unabhängigkeitskrieg) Aufstellung einer 3. Kompanie im April.

1859 (August): Neuer Standort Deutz.

1860: Im Zuge der preußischen Heeresreform erhielten die Truppenteile der Armee landsmannschaftliche Bezeichnungen. Die Abteilungen zu nunmehr drei Kompanien wurden zu Bataillonen umgegliedert.

1860 (Juli): Neue Bezeichnung „Westfälisches Pionier-Bataillon Nr. 7“.

1860 (Oktober) Verleihung der Fahne.

Friedensetat 1860

    18 Offiziere
    2 Ärtze
    1 Zahlmeister
    504 Unteroffiziere,Mannschaften und Handwerker

Der Bataillonskommandeur erhält die Disziplinargewalt eines Regimentskommandeurs.

1861 (Oktober): Teilnahme des Bataillonskommandeurs und einer Abordnung des Bataillons an den Krönungsfeierlichkeiten in Königsberg.

1861 (April): Aufstellung einer 4. Kompanie. Dass Bataillon bestand nunmehr aus:

    Bataillonsstab
    Pontonier-Kompanie
    2 Sappeur-Kompanien
    Mineur-Kompanie
     

1864: Feldzug gegen Dänemark, Gefecht bei Missunde (3. Kompanie), Übergang über die Schlei, Brückenschlag über den Elsensund (1. Kompanie), Sturm auf die Düppler Schanzen (Erbeutung einer großen und zwei kleiner Danebrogs (dänische Fahnen), Belagerung Festung Fredericia, Übergang Alsen (verstärkte 1. Kompanie), Übergang über dem Limfjord (1. und 4. Kompanie).

Das Bataillon erhielt folgende Auszeichnungen: Lt. Bendemann: Pour le Merite, diverse Schwerterorden für das Offizierskorps, 8 Militärehrenzeichen 1. Klasse, 35 Militärehrenzeichen 2. Klasse, der Fahne wurden die Bänder der Kriegsdenkmünze 1864 mit Schwertern, des Düppel- und des Alsenkreuzes verliehen.

1866: Feldzug gegen Österreich: Einsatz mit der 14. Division bei der Elbarmee, Sprengung Viaduk von Ostrau (Bahnlinie Riesa-Chemnitz) und der Brücke von Siegmar (Bahnlinie Chemnitz-Zwickau), Pontonbrücken über die Isar bei Lankowitz (1. und 4. Kompanie) und bei Mohelnic (2. Kompanie), Wiederherstellung der Holzbrücke bei Münchengrätz (3. Kompanie), Schlacht bei Königgrätz (nur Stab, 2. und 3. Kompanie, 1. und 4. Kompanie zur Main-Armee), hier: Herstellung der Saale-Brücke während des Gefechts bei Kissingen (4. Kompanie), Sprengung Eisenbahnbrücke bei Wernfeld, des Bahnoberbaus bei Gmünden und zweier Mainfähren bei Rumpenhain, Gefecht bei Rossbrunn (1. Kompanie), Brückenschlag über den Main bei Würzburg.

Das Bataillon erlitt keine Verluste, im September erreichten die Kompanien Deutz. Der Fahne wurden die Bänder des Erinnerungskreuzes für 1866 verliehen.

1870: Krieg gegen Frankreich: das VII. Armee-Korps tritt zur I. Armee des General von Steinmetz, 1., 2. und 3. Kompanie machen am 16. Juli mobil (Feldkompanien), die 4. Kompanie stellt den Stamm für drei neue Festungskompanien. Das Bataillon wurde in folgender Unterstellung eingesetz:

1. Feldkompanie und leichter Feldbrückentrain zur 14. Division
2. Feldkompanie mit Schanzkolonne und 3. Feldkompanie zur 13. Division
Pontonkolonne und Begleitkommando zur Korps-Artillerie.

Schlachten- und Gefechtskalender 1870

Schlachten- und Gefechtskalender 1871

Spichern
Colombey-Nouilly
Gravelotte
Einschließung von Metz
Belagerung von Straßburg
Belagerung von Schlettstadt
Belagerung von Neubreisach
Belagerung von Diedenhofen
Einschließung von Montmedy
Belagerung von Belfort
Belagerung von Montmedy
Gefecht bei Pesmes
Belagerung von Mézières

Handstreich auf Rocroy
Schlacht an der Lisaine
Gefecht bei Piemont
Gefecht am Ognon
Gefecht bei Quingey
Gefecht bei Chaffois



1871 (Juni): Rückkehr nach Deutz.

Verluste: 4 Pioniere gefallen, 1 Offizier, 16 Unteroffiziere und Pioniere verwundet, 1 Pionier vermisst, 29 Pioniere verstorben durch Krankheiten.

Auszeichnungen: EK 1. Klasse: 1 Offizier, EK 2. Klasse: 29 Offiziere, 48 Unteroffiziere und Pioniere
Die Fahne erhielt am 11.04.1871 das Eiserne Kreuz in der Spitze.

1895: Verleihung des Bandes zur Kriegsdenkmünze 1870/71 mit Gefechtsspangen an die Bataillonsfahne.

Im Zuge der voranschreitenden Heeresvermehrung leistete das Bataillon Abgaben für Neuaufstellungen an anderen Einheiten. So wurden auch ganze Kompanien aus dem Bataillonsverband herausgelöst:

  • 1893 wurde die 3. Kompanie zur 3. Kompanie des 2. Lothringischen Pionier-Bataillons Nr. 20 (Metz)
     
  • 1908 wurde die 2. Kompanie zur Neuaufstellung des 2. Westfälischen Pionier-Bataillons Nr. 24 (Köln), des Schwesterbataillons, herangezogen
     
  • 1912 wurde die 1. Kompaniezur 2. Kompanie des 2. Rheinischen Pionier-Bataillons Nr. 27 (Trier).

Mit Errichtung des Pionier-Bataillons Nr. 24 erhielt das alte Pionier-Bataillon
Nr. 7 die Ordnungsnummer 1, das neue Bataillon die Ordnungsnummer 2. Somit bestanden nun im Bereich des westfälischen VII. Armee-Korps:

    das 1. Westfälische Pionier-Bataillon Nr. 7 und

    das 2. Westfälische Pionier-Bataillon Nr. 24.
     

1909: Neue Kaserne an der Mühlheimer Heide.

1912: Angliederung Scheinwerferzug.

1914/1918: 1.Weltkrieg (ab 1915 neue 5. Kompanie und eine erstaunliche Anzahl weiterer Aufstellungen:)

Das Bataillon kehrte nach dem Waffenstillstand 1918 nach Deutschland zurück und wurde Anfang Dezember in Geseke, Westfalen, demobil gemacht.

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Quellen:
vgl. Buhr, Regimentsgeschichte
vgl. Westecker, ab Seite 138
vgl. Senger u. Etterlin, ab Seite 163
Grafik: aus Henckel-Tafel VII. Armee-Korps