Johann Adolf Freiherr von Thielmann
*27. April 1765 in Dresden
+10. Oktober 1824 in Koblenz
1780
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als Junker in sächsischen Diensten
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07.06.1782
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Portepeefähnrich beim Chevaulegers-Regiment „Herzog von Kurland“ in Grimma
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30.03.1784
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Sekondelieutneant
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13.07.1791
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Premierlieutenant im neuerrichteten Husarenregiment in Kölleda
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1793/96
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Teilnahme am ersten Koalitionskrieg, erbeutete bei Bliescastel eine Kanone,
Orden für das Gefecht bei Uckerath a.d. Sieg
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03.05.1798
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Stabsrittmeister
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1801
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Reise nach Paris, gewann gewaltige Eindrücke, richtungsgebend für sein
weiteres Leben
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1805
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mit 100 Husaren abkommandiert nach Weimar zur Bedeckung des russischen Zaren
Alexander, welcher von Weimar nach Böhmen zu seiner Armee abreiste
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1805
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Adjutant bei Prinz Louis Ferdinand von Preussen
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1806 |
nach der Schlacht von Jena und Auerstedt wird Thielmann als Unterhändler in das frz. Hauptquartier zu Napoleon geschickt, der in freundlich empfängt und es verstand, Thielmann für sich einzunehmen; nach einstündiger Unterredung betreibt Thielmann forhin die Trennung Sachsens von Preußen
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15.01.1807
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wirklicher Rittmeister und Chef einer Husarenschwadron
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05.02.1807
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Major und Flügeladjutant des Königs von Sachsen
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10.04.1807
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Adjutant beim Generals von Polenz, Führer des sächsischen Hilfskorps bei der
Belagerung von Danzig
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1807
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Feldzug auf seitens Frankreich gegen Preußen und Österreich
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15.06.1808
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Adjutant des frz. Marschalls Davout in Warschau und Erfurt
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01.03.1809
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Oberstleutnant der Kavallerie
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12.04.1809
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Oberst und Generaladjutant
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28.04.1809
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Oberbefehl über das sächsisch-westfälische Hilfskorps, Gefechte gegen den Herzog
von Braunschweig
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17.07.1809 |
sächsischer Generalmajor
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26.02.1810
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sächsischer Generalleutnant und Kommandeur der sächsischen Kürassierbrigade
(Garde du Corps und Zastrow-Kürassiere)
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1812 |
Russlandfelzug
auf Seiten Napoleons, Führer einer Kürassier-Brigade in der Avantgarde, ausgezeichnete
Führung Thielmanns bei Borodino, trotz nahezu vollständiger Vernichtung seiner
Brigade
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08.10.1812
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aufgrund seiner in der Schlacht an der Moskwa bewiesenen Tapferkeit in den
sächsischen Freiherrenstand erhoben
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02.01.1813
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Divisionär der Reiterei in Torgau
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24.02.1813
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Gouverneur von Torgau
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12.05.1813
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Übertritt in russische Dienste, da er die Übergabe Torgaus an die Franzosen
ablehnte, Kontaktaufnahme zu Blücher und v.Stein
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01.09.1813
Führer eines Streifkorps aus russisch-österreichischer und preußischer Kavallerie
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1813 |
Frühjahrs-
und Herbstfeldzug
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16.10.1813
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Oberbefehl über das selbstständige sächsische Armee-Korps, mit dessen
schwieriger Neuorganisation beauftragt
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März
1814
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mit diesem zum III. Bundeskorps unter dem Herzog von Weimar in die
Niederlande
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09.06.1814
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Führer des III. Bundeskorps am Niederrhein
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1814 |
Winterfeldzug
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19.03.1815
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Übertritt in preußische Dienste, als Generallieutenant angestellt mit Patent
vom 10.06.1815 und Führer des III. Armee-Korps, der Generalstabschef ist v.
Clausewitz
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1815
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Sommerfeldzug
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18./19.06.1815
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Schlacht bei Wavre, das III. Armee-Korps unter Thielmann hält die frz.
Streitmacht unter Marschall Grouchy auf, so dass dieser nicht mehr bei Waterloo
eingreifen kann, wodurch die Niederlage Napoleons sehr begünstigt wird
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03.10.1815
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Kommandierender General in Westfalen, tritt die Nachfolge des erkranken
Generals von Heister an
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08.05.1817
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endgültig zum Kommandierender General in Westfalen ernannt
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18.09.1817
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der preußische König besichtigt die westfälischen Truppen in Münster und
spricht Thielmann seine Anerkennung aus
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03.04.1820
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Kommandierender General des VIII. Armee-Korps in Koblenz
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30.03.1824
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General der Kavallerie (Patent vom 31.03.1824)
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Auszeichungen
10.08.1796
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kursächsischer Heinrichsorden für das Gefecht bei Uckerath a.d. Sieg
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24.06.1807
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Ritter der frz. Ehrenlegion, verliehen bei der großen Revue zu Tilsit
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16.02.1811
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Offizierskreuz der Ehrenlegion
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März
1811
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Kommandeurkreuz des Ordens der westfälischen Krone
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1813
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Verleihung des Großkreuz des russischen Annen-Ordens für das Gefecht bei Kösen
und des russischen Georgs-Orden für das Gefecht bei Stößen
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25.09.1813
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Roter Adler Orden 1. Klasse für die erfolgreiche Führung seines Streifkorps
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11.07.1815
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Eisernes Kreuz 1. und 2. Klasse für die Gefechte des III. Armee-Korps
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05.10.1815
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Dotation des preußischen Königs über 25.000 Taler
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16.01.1816
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erhält ein Brustbild Napoleons aus der Porzellanfabrik Sèvres, welches 1815 erbeutet wurde
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27.03.1817
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diamantbesetzter Geschenkdegen des russischen Zaren für seine Leistungen
während der Befreiungskriege
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11.11.1821
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Großkreuz des Guelfen-Ordens
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21.11.1821
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Erlaubnis, eine vom König von Großbritannien geschenkte Portraitdose anzunehmen
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„Willst du weise werden, so lerne dich selbst kennen“
So beginnt ein Tagebuch Thielmanns aus seinen
Leutnantszeiten. Er hatte früh großes Interesse an Kunst und Wissenschaft und
pflegte eine enge Freundschaft mit dem Vater Theodor Körners, durch den er
Friedrich Schiller kennenlernte. Er hatte intensiven Kontakt zu den Weimarer
Dichterkreisen und die Idee eines einigen Deutschlands war früh gelegt.
Thielmann gilt allerdings ab 1806 aufgrund seiner großen Bewunderung für Napoleon und seines Eintretens für einen Bund mit Frankreich in
der zeitgenössischen Literatur als umstrittene Persönlichkeit. Nach den
Erfahrungen bei Borodino 1812, dem „unnützen Hinschlachten deutscher Brüder für die
französische Idee […] beginnt [aber] im Herzen des Generals der Umschwung“.
Nach Borodino kam er gesundheitlich angeschlagen nach
Dresden und wird 1813 Kommandant von Torgau. Der sächsische König zögerte immer noch, sich
den Verbündeten anzuschließen und wandte sich schlussendlich Frankreich zu.
Thielmann vermochte nunmehr den Befehl zur Übergabe Torgaus an die Franzosen nicht
auszuführen, prüfte sich, wurde also nun „weise“ im Sinne seines obigen Zitates,
und quittierte zusammen mit seinem Chef des Stabes, dem späteren preußischen
General von Aster, seine Dienste beim sächsischen König. Beide traten zunächst
in russische Dienste, Thielmann im Gefolge des Zaren, und kämpften dann auf
preußischer Seite gegen ihre ehemaligen Verbündeten.
Thielmann übernahm ein Streifkorps (2200 Pferde), „mit dem
er im Rücken der Franzosen hervorragend wirkte und diesen erheblichen Schaden
zufügte. Von Natur aus waghalsig, unermüdlich tätig, umsichtig und rasch
entschlossen, war Thielmann der geborene Freikorpsführer.“ Die Franzosen
waren dadurch gezwungen, „ernste Maßnahmen“ zum Schutz Ihrer rückwärtigen
Verbindungen zu treffen.
Als Führer des III. Armee-Korps hielt er bei 1815 bei Wavre
Marschall Grouchy auf und schuf so mit eine Voraussetzung für die Niederlage
Napoleons bei Waterloo.
Im Oktober wurde Thielmann kommandierender General in
Westfalen. Bereits im Dezember musste er zusammen mit dem Oberpräsidenten von
Vincke in den Marschquartieren, insbesondere in Minden, hart gegen aus
Frankreich zurückkehrende preußische Truppen durchgreifen, um die öffentliche
Ordnung wieder herzustellen. Neben öffentlichen Beschwerden berichteten auch
auswärtige Zeitungen über die Geschehnisse, was sogar den preußischen König nötigte,
über seinen Repräsentanten in Westfalen eine entsprechende Untersuchung
einzuleiten und die Ortskommandanten zu tadeln.
Thielmann war insbesondere um die westfälische Landwehr
bemüht. In einem Schreiben vom 13.05.1817 lobte der König den guten Forschritt
bei der Organisation der Landwehr und drücke die Hoffung aus
„dass, wenn auch
jetzt noch ausgebliebene Rekruten auf dem Transport zu den Regimentern
desertieren, der Widerwille in den neuen Provinzen gegen den Militär Dienst
doch bald durch die gute Behandlung der Leute von Seiten der Offiziere gehoben
wird.“
Am 18.06.1818 wird auf dem Schlachtfeld von La Belle
Alliance (Waterloo) ein Denkmal für die preußischen Truppen eingeweiht. Auf
Weisung des Königs stellt Thielmann eine Abordnung des westfälischen
Infanterie-Regiments Nr. 15 unter dem Kommando des Oberstleutnants von
Wittich bestehend aus „1 Subaltern Offizier, 2 Unteroffiziere, 2 Tambours, 2
Pfeifern und 20 Mann“ sowie des Brigade-Predigers. Die westfälischen
Soldaten sollen an mindestens einen der Feldzüge 1813/15 teilgenommen haben und
vorzugsweise Inhaber des Eisernen Kreuzes sein.
Nach der Neueinteilung der preußischen Armee-Korps wird
Thielmann 1820 Kommandierender General des VIII. Armee-Korps in Koblenz.
Interimsbefehlshaber des VII. Armee-Korps in Münster wird Generalmajor von
Luck. Thielmann widmet sich hier wie vorher in Westfalen der Ausbildung der Landwehr. Sein
besonderes Augenmerk liegt auf der Bildung einer schlagkräftigen
Landwehr-Kavallerie.
Über den Auftrag des preußischen Königs, dem neuen frz.
König Karl X. zur Thronbesteigung die Wünsche des Königs und den Schwarzen
Adlerorden zu überbringen, verstirbt Thielmann am 10.10.1824. Der König nimmt
gegenüber der Witwe persönlich Anteil und bewilligt ein „ jährliches Gnadengehalt
von 1000 Talern“
Die Literatur bescheinigt Thielmann als Soldat und Führer
große Fähigkeiten. Er war bei seinen Offizieren und Mannschaften sehr beliebt.
Kritisch wird seine wechselvolle Haltung für und gegen Napoleon gesehen, sein
Wandel von einem Bewunderer und Unterstützer Napoleons zu einem „großdeutsch denken, warmherzigen Patrioten“. Neben der mittlerweile gereiften "deutschen Idee", werden als Grund mit die schrecklichen
Erlebnisse bei Borodino angegeben, bei deinen seine Kavallerie-Brigade nahe aufgerieben
wird.